Bruichladdich

Die Destillerie Bruichladdich befindet sich auf den Rhinns (einer Halbinsel) der Insel Islay in Schottland. Die Brennerei produziert hauptsächlich Single Malt Scotch Whisky, hat aber zeitweise auch handwerklich hergestellten Gin angeboten. Das Unternehmen ist im Besitz von Rémy Cointreau und ist eine von neun in Betrieb befindlichen Brennereien auf der Insel.

Die Geschichte von Bruichladdich

Die Brennerei Bruichladdich wurde 1881 von den Harvey-Brüdern – William (32), John (31) und Robert (23) – am Ufer des Loch Indaal auf den Rinns of Islay, dem westlichsten Teil der Insel, erbaut. Die Harveys waren schon damals eine dynastische Whisky-Familie, die seit 1770 zwei Glasgower Destillerien besaß. Mit Hilfe einer Erbschaft kombinierten die drei Brüder ihre Talente, um eine dritte Brennerei – genannt: Bruichladdich – zu bauen, die von John entworfen, von Robert konstruiert und von William und anderen Familienmitgliedern finanziert wurde. Zu dieser Zeit besaß die Brennerei ein hochmodernes Design im Gegensatz zu den älteren Brennereien auf Islay, die überwiegend aus alten Farmgebäuden entstanden waren. Sie wurde aus Steinen vom Meeresufer gebaut, und man achtete auf ein sehr effizientes Layout, das um einen großen, geräumigen Innenhof herum gebaut wurde. Und auch das Interieur gestaltet man sehr fortschrittlich: Die einzigartig hohen und enghalsigen Brennblasen wurden bewusst gewählt, um einen sehr reinen und ursprünglichen Geist zu produzieren. Somit unterschied man sich deutlich von den älteren Farm-Brennereien.

Bruichladdich wurde von William Harvey, nach einem Streit mit seinen Brüdern noch vor der Fertigstellung der Brennerei, bis zu einem Brand im Jahr 1934 und seinem Tod im Jahr 1936 allein geführt. In den nächsten vierzig Jahren wechselte die Brennerei mehrmals den Besitzer im Zuge von Firmenübernahmen und Rationalisierungsmaßnahmen in der Branche und entging nur knapp der Schließung. 1994 war das Ende allerdings besiegelt und der Betrieb wurde eingestellt.

Die Brennerei wurde dann am 19. Dezember 2000 von einer Gruppe privater Investoren unter der Leitung von Mark Reynier von Murray McDavid gekauft. Jim McEwan, der seit seinem 15. Lebensjahr in der Bowmore Distillery gearbeitet hatte, wurde als Master Distiller und Produktionsleiter eingestellt. Zwischen Januar und Mai 2001 demontierte man die gesamte Brennerei demontiert und baute sie anschließend neu auf, wobei das ursprüngliche viktorianische Dekor und die Ausrüstung erhalten blieben. Da die Brennerei von der Modernisierung verschont blieb, sind die meisten der originalen Harvey-Maschinen auch heute noch im Einsatz. In der Produktion werden keine Computer verwendet. Alle Prozesse werden von einem Pool von qualifizierten Handwerkern gesteuert, die Informationen mündlich weitergeben und mit rein mechanischen Geräten arbeiten.

Am 23. Juli 2012 wurde schließlich bekannt gegeben, dass Rémy Cointreau eine Vereinbarung mit Bruichladdich getroffen hat, um die Brennerei für eine Summe von 58 Millionen Pfund zu kaufen.

Bruichladdich heute

Alle Whiskys der Destillerie werden als Single Malts verkauft, wobei diejenigen mit der Bezeichnung „Bruichladdich“ ungetorft, diejenigen mit der Bezeichnung „Port Charlotte“ stark getorft und jene mit der Bezeichnung „Octomore“ besonders stark getorft sind. Generell gilt Octomore als der am stärksten getorfte Single Malt Whisky der Welt.

Die Destillerie ging 2013 in die volle Produktion über. Es wird ausschließlich schottische Gerste verwendet, von der ein Teil seit 2004 auf Islay angebaut wird. Die Herkunft der verwendeten Gerste spiegelt sich zunehmend in der Vermarktung und Präsentation der Produktpalette wider – sie gilt als USP des Unternehmens. Einzelne Farmen, Landwirte und sogar die Felder, auf denen das Getreide angebaut wird, werden soweit möglich auf den Verpackungen gelistet.

Das Engagement der Brennerei auf Islay hat zur Schaffung eines auf der Insel ansässigen Management- und Verwaltungssystems geführt, einschließlich des Baus der einzigen Abfüllhalle der Insel in kommerzieller Größe. Das Unternehmen ist der größte private Arbeitgeber auf Islay mit etwa sechzig Arbeitsplätzen auf der Insel.

Die Technik der Brennerei Bruichladdich

Die Brennerei verwendet immer noch den originalen offenen 6,2-Tonnen-Maischebottich – der einzige auf der Insel und einer von nur einer Handvoll, die noch existieren. Es gibt sechs hölzerne Washbacks aus Douglasie, die zusammen 210.000 Liter fassen. Der weitere Produktionsprozess erfolg in zwei „Wash Stills“ (Rohbrandblasen) mit zusammen 23.000 Litern Fassungsvermögen und zwei ungewöhnlich hohen (6 Meter) und enghalsigen (0,9 m) „Spirit Stills“ (Feinbrandblasen) mit zusammen 21.000 Litern.

Ein Großteil der verwendeten Ausrüstung ist das ursprüngliche viktorianische Interieur. Der Produktionsprozess wird durch Schwerkraft gespeist, in der Produktion werden keine Computer verwendet, außer in den Büros für Büroarbeiten und zum Betrieb von acht Webcams. Um diese Webcams rankt sich eine besondere Geschichte: Sie standen im Mittelpunkt einer geheimdienstlichen Operation der (US-amerikanischen) „Defense Threat Reduction Agency“. Dabei wurde die antike Destillieranlage der Brennerei fälschlicherweise mit einer Anlage zur Herstellung von Chemiewaffen verwechselt. Um diese Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, gab es eine limitierte Auflage von entsprechenden Gedenkflaschen.

Bruichladdich Gin

Im Jahr 2010 wurde die letzte authentische Lomond-Destille (die beim Abriss der Inverleven-Brennerei in Dumbarton geborgen wurde) bei Bruichladdich installiert. Nach einigen Modifikationen durch den Master Distiller Jim McEwan begann die Anlage im Jahr 2011 mit der Destillation eines Islay Dry Gin namens „The Botanist“.